NMF: So funktioniert das Feuchtigkeitssystem der Haut

Natürliche Feuchthaltefaktoren NMF - So hält sich die Haut selbst geschmeidig

Der Schlüssel zu einer gesunden und geschmeidigen Haut ist Feuchtigkeit. Nur wenn die Haut von innen und außen ausreichend mit feuchthaltenden Stoffen versorgt ist, kann sie sich selbst schützen und der Hautalterung entgegenwirken. Praktischerweise ist in unserer Haut bereits ein natürlicher Feuchthaltemechanismus in Form von feuchtigkeitsbindenden Substanzen integriert. Diese nennen sich NMF. Wie genau diese Stoffe auf der Haut funktionieren und welche Rolle sie bei der Faltenvorbeugung spielen, erfahren Sie hier.

Inhaltsverzeichnis

• Wie ist die Haut aufgebaut? 

• Was sind NMF? 

• Was haben NMF mit Anti-Aging und Faltenvorbeugung zu tun? 

• NMF Harnstoff: Was macht den Stoff so besonders? 

• Wie kann man die NMF in der Haut unterstützen?

Die Haut besteht aus 3 verschiedenen Schichten mit unterschiedlichen Funktionen.


Wie ist die Haut aufgebaut?

Unsere Haut stellt die Verbindungsstelle zwischen dem Körperinneren und der Außenwelt dar. Sie dient einerseits dazu, uns vor schädlichen Einflüssen von außen zu schützen und andererseits hilft sie uns, Reize aus der Umwelt wahrzunehmen.


Die Haut ist aus 3 Schichten aufgebaut: Subcutis (Unterhaut), Dermis (Lederhaut), Epidermis (Oberhaut).


Die Unterhaut ist die innerste Hautschicht und besteht hauptsächlich aus lockerem Bindegewebe und Fettgewebe. Hier verlaufen Blutgefäße und Nervenbahnen. Die Unterhaut ist sowohl mit der darüber liegenden Lederhaut, als auch mit darunterliegenden Sehnen oder Knochen verbunden. In dieser Hautschicht findet man Rezeptoren, Schweißdrüsen und die unteren Teile von Haarfollikeln.


Die Lederhaut setzt sich aus festen Bindegewebsfasern, Kollagenfasern und Blutgefäßen zusammen. Hier liegen Schweiß- und Talgdrüsen, Haarwurzeln, Gefäße, Nervenbahnen und Muskelzellen. Diese Hautschicht ermöglicht die Schmerz-, Wärme- und Kälteempfindung.


Die Oberhaut ist die äußerste Schicht der Haut, die zum größten Teil aus einer Hornschicht besteht. Diese bildet sich aus speziellen Hautzellen (Keratinozyten), die an der Oberfläche verhornen und ständig erneuert werden. In der Epidermis befinden sich keine Nerven und je nach Körperstelle ist diese Hautschicht unterschiedlich dick. Hinsichtlich der Hautfeuchtigkeit spielt die Oberhaut eine wesentliche Rolle, da sie über verschiedene Lipid- und Proteinstrukturen verfügt, die zur Geschmeidigkeit der Haut beitragen. Reguliert wird die Hautfeuchte über die NMF (Natural Moisturizing Factors).

NMF sind eine Stoffmischung in der Haut, die den Feuchtigkeitshaushalt regulieren.


Was sind NMF?

NMF ist die Abkürzung für Natural Moisturizing Factors. Darunter werden natürliche, hauteigene, feuchtigkeitsspendende Stoffe zusammengefasst. Die Mischung dieser Stoffe bildet eine wasserliebende (hydrophile) Schicht, die die Feuchtigkeit aus dem Hautinneren, aber auch aus Kosmetika bindet und die Haut somit vor Austrocknung schützt. Zu den NMF zählen unter anderem: 


- Aminosäuren 

- Peptide 

- Harnstoff (Urea) 

- Mineralien wie Natrium, Kalium, Magnesium 

- Milchsäure 

- Harnsäure 


Damit die natürlichen Feuchthaltefaktoren ihre Aufgabe erledigen und die Feuchtigkeit binden können, ist eine intakte Hautbarriere erforderlich. Eine gesunde Haut benötigt in der Regel keine zusätzlichen Pflegeprodukte. Ist die hauteigene Barriere allerdings aufgrund von extremen Wetterbedingungen, Kosmetika oder Luftverschmutzung gestört, wirken die NMF ebenfalls nur eingeschränkt.

NMF beugen Falten vor, indem sie Hautfeuchtigkeit aufrechterhalten.


Was haben NMF mit Anti-Aging und Faltenvorbeugung zu tun?

NMF unterstützen

Es ist allgemein bekannt, dass die Haut mit zunehmendem Alter trockener wird. Das liegt unter anderem daran, dass die Aktivität der Talg- und Schweißdrüsen in der Lederhaut abnimmt und der schützende Fettfilm auf der Hautoberfläche immer dünner wird. Zusätzlich bauen sich die Kollagen- und Elastinfasern in den Hautschichten ab, wodurch die Haut immer schlechter Feuchtigkeit aufnehmen und binden kann. Die Regenerationsfähigkeit der Hautzellen verschlechtert sich und der Zellerneuerungsprozess verlangsamt sich, weshalb auch die Neubildung der NMF in der Hautoberfläche behindert wird.


Der wichtigste Faktor um die Haut vor der vorzeitigen Hautalterung zu bewahren ist neben einem Sonnenschutz daher die Versorgung mit Feuchtigkeit. Nur wenn die Haut ausreichend durchfeuchtet ist, bleibt die hauteigene Schutzbarriere intakt. Nimmt der Anteil an NMF in der reifen Haut ab, trocknet die Hautoberfläche aus. Die Haut ist nicht mehr ausreichend vor Umwelteinflüssen und Krankheitserregern geschützt. Außerdem können Radikale wie Stickoxide eindringen, die die Zellen schädigen. Das begünstigt die frühzeitige Entstehung von Falten, großen Poren und Pigmentflecken.


Um das zu verhindern, sollten reifer Haut NMF von außen zugeführt werden. Ein besonders gut verträglicher NMF ist Harnstoff.


Harnstoff (Urea) ist einer der wichtigsten NMF und sehr verträglich.


NMF Harnstoff : Was macht den Stoff so besonders?

Der wohl bekannteste NMF ist Harnstoff, in Kosmetika meist Urea genannt.

Dabei handelt es sich um ein Endprodukt des Aminosäurestoffwechsels in Tieren und Pflanzen. Urea wird über die Nieren mit dem Urin und auch mit dem Schweiß über die Haut ausgeschieden.


Auf der Haut macht dieser Stoff rund 7 % der NMF aus. Urea ist so aufgebaut, dass es Feuchtigkeit von außen langanhaltend bindet und somit die Feuchtigkeitsversorgung der Haut verbessert. Zusätzlich sorgt der Stoff dafür, dass andere Wirkstoffe tiefer in die Haut eindringen können. Zudem wirkt Urea:


- hautpflegend & feuchtigkeitsspendend bis zu einer Konzentration von 2 %

- juckreizlindernd ab einer Konzentration von 10 %

- antibakteriell

- keratolytisch (hautglättend & schuppenlösend) ab einer Konzentration von 40 %

- pH-Wert-stabilisierend


Der große Vorteil von Urea ist die gute Verträglichkeit auch bei neurodermitischer Haut. Für Kosmetika kommt synthetisch hergestellter Harnstoff in verschiedenen Konzentrationen zum Einsatz.

Die NMF werden durch eine hautfreundliche Pflege, gesunde Ernährung und sogar Schweiß unterstützt.


Wie kann man die NMF in der Haut unterstützen?

Es gilt: Vorsorge ist besser als Nachsorge. Insbesondere bei extremen Temperaturschwankungen im Winter zwischen der kalten Außenluft und der warmen Heizungsluft leiden die NMF in der Haut. Gleiches gilt für die Reinigung mit aggressiven Pflegeprodukten und die Verwendung von nicht hautfreundlichen Kosmetika. Hier sollte auf milde, pH-neutrale und hautfreundliche formulierte Produkte zurückgegriffen werden, die im besten Fall NMF enthalten.


Um die NMF in der Haut zu erhalten, benötigt die Haut wasseranziehende Pflegestoffe. Dazu zählen z.B. Hyaluronsäure und Glycerin. Wichtig dabei ist es, auf einen ausreichend hohen Wasseranteil in der Hautpflege zu achten. Nur so speichern diese Stoffe die Feuchtigkeit aus der Pflege und entziehen kein Wasser aus dem Hautinneren. Auch Lipide wie Sheabutter, Squalan oder Ceramide sind essentiell für den Aufbau und Erhalt der NMF.


Eine weitere wesentliche Rolle bei der Unterstützung der hauteigenen NMF spielt die Ernährung. Ebenso wie bei fast allen Hautproblemen kann eine ausgewogene und nährstoffreiche Ernährung einen Einfluss auf den Hautzustand ausüben. Bestimmte Aminosäuren kann der Körper nicht selbst herstellen, weshalb es sinnvoll ist, sie mit der Nahrung aufzunehmen. Dazu zählen z.B Histidin, Lysin und Leucin. Histidin findet man bspw. in Lachs und Thunfisch. Lysin ist vor allem in tierischen Produkten wie Fleisch, Eiern und Käse sowie in Hülsenfrüchten enthalten. Getreide wie Hirse, Mais und Hafer haben einen hohen Anteil an Leucin.


Urea bzw. Harnstoff stellt einen der wichtigsten NMF dar. Und da dieser über den Schweiß ausgeschieden wird, kann es tatsächlich helfen, sich mal richtig auszupowern. Untersuchungen zufolge weist Schweiß in etwa die gleiche Wirksamkeit wie NMF auf. Eine Eine schweißtreibende Joggingrunde hat daher nicht nur positive Auswirkungen auf die Gesundheit, sondern auch auf die Haut.


QUELLEN

• Dr. Hans Lautenschläger: Die Haut und ihre Pflege. 2021

• Joseph Fowler: Understanding the Role of Natural Moisturizing Factor in Skin Hydration. 2012.

• Visscher MO, Tolia GT, Wickett RR et al.:  Effect of soaking and natural moisturizing factor on stratum corneum water-handling properties. 2003.

• Lisa M. Kroll, Douglas R. Hoffman, Corey Cunningham, David W. Koenig: Impact of Stratum Corneum Damage on Natural Moisturizing Factor (NMF) in the Skin. 2012.